Historische Romane, Meine Empfehlungen

Der Himmel über Alabama – Marlen Suyapa Bodden

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Autor: Marlen Suyapa Bodden

Verlag: blanvalet

Seitenzahl: 416

Preis: 8,99€

ISBN: 978-3-442-38309-2

Erscheinungsdatum: 21.07.2014

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Handlung

Klapptext: „Alabama, 1853. Als Clarissa Allen, Tochter eines reichen und grausamen Plantagenbesitzers, heiratet, erhält sie von ihrem Vater Cornelius ein Hochzeitsgeschenk: Sarah, die junge Sklavin, mit der sie aufgewachsen ist. Nach der Geburt ihres Sohnes behauptet Clarissas Ehemann, nicht der Vater des Neugeborenen zu sein. In Schande kehren Clarissa und Sarah zurück auf die Plantage der Allens und setzen damit eine Kette von Ereignissen in Gang, die für die einstmals so einflussreiche Familie unvorhersehbare Konsequenzen haben wird.“

Der Klapptext ist irreführend, denn die Geschichte der beiden beginnt bereits in deren Kindheit, welche jedoch unterschiedlicher nicht sein könnten. Clarissa ist die Tochter des Hauses, Sara hingegen zwar deren Halbschwester, jedoch nur die uneheliche Tochter des Plantagenbesitzers mit einer seiner Sklavinnen. Dies macht sie ebenfalls zu einer Leibeigenen. Sara hat dennoch nur einen Traum: Sie möchte frei sein und das um jeden Preis! Doch was würde mit ihrer Familie passieren? Kann sie sie einfach zurück lassen? Als Clarissa schließlich heiratet ist Sara Bestandteil des Hochzeitsgeschenks. Auf der neuen Farm gestaltet sich ihr neues Leben noch unerträglicher und auch Clarissa wird zunehmend verzweifelter. Als Clarissa schließlich ein Kind zu Welt bringt, welches ihr Ehemann nicht anerkennt, kehren beide auf die heimatliche Plantage zurück. Doch Sara kann ihren Traum nicht aufgeben. Wird sie es eines Tages schaffen frei zu sein?

Vor einigen Jahren las „Onkel Toms Hütte“ und war absolut begeistert. Lange habe ich nach einem ähnlichen Roman gesucht, oder aber zumindest nach einem Buch, welches sich ebenfalls mit der Sklaverei in der neuen Welt beschäftigt. Mit „Der Himmel über Alabama“ habe ich dieses Buch gefunden. Vorab möchte ich schon einmal sagen, dass ich diesem Roman noch viele Leser wünsche.

 

Charaktere

Die Autorin bedient sich in ihrem Buch vieler unterschiedlicher Charaktere, sowohl auf der Seite der „Weißen“ als auch auf der Seite der Sklaven. Sara, Hauptfigur dieses Romans, wird bereits als Kind als aufgewecktes und intelligent bezeichnet, welches sogar heimlich das Lesen und Schreiben erlernt. Eigenschaften, die zur Zeit der Sklaverei bei Leibeigenen nicht geduldet wurden. Die innerliche Rebellion und die Tatsache, dass sie ihr Sklavendasein insgeheim nicht akzeptieren kann führte dazu, dass ich als Leser sehr schnell Sympathie für sie empfand.

Eine weitere Rolle in diesem Roman spielt Saras Mutter Emmeline, welche die Rolle als eine Art Geliebte des Plantagenbesitzers einnimmt, dennoch von diesem keine Privilegien zu erwarten hat. Zusammen mit Sara und einer weiteren Tochter lebt sie in einer Hütte auf der Plantage.

Clarissa, die Tochter der Plantagenbesitzer, wird bereits zu Beginn des Buches als verwöhntes Mädchen dargestellt, welche Sara schlichtweg wie ihren Besitz behandelt und nicht wie man vielleicht anhand des Klapptextes vermuten würde als Freundin. Sympathie zu ihrer Figur konnte ich keine aufbauen.

 

Schreibstil

Das Buch ist in mehrere Kapitel gegliedert, die jeweils aus der Sicht von zwei Hauptpersonen in der Ich-Perspektive geschildert werden. Anders als man es nun wahrscheinlich erwarten würde handelt es sich dabei nicht um Sara und Clarissa, sondern um Sara und Theodora, Clarissas Mutter.

Der Schreibstil ist flüssig und interessant gehalten, sodass sich das Buch sehr flüssig lesen lässt, Spannungsmomente sind aufregend geschrieben und lassen den Leser mitzittern. Die Autorin setzt in „Saras“ Kapiteln gekonnt deren Freiheitsdrang und die innere Zerissenheit zwischen Flucht und dem möglichen Zurücklassen ihrer Familie in Szene.

Auch wird das Leben der Sklaven auf der Plantage, der Wunsch nach einem besseren Leben, Freiheit und die Angst der Bewohner mithilfe der Ich-Perspektive treffend und realitätsnah dargestellt. Theodoras Kapitel hingegen zeigen das Leben auf der Plantage aus der Sicht der Plantagenbesitzer. Besonders deutlich wird hierbei, dass die eigentliche Machtbefugnis beinahe ausschließlich bei Cornelius Allen liegt, dem Ehemann Theodoras und Inhaber der Plantage. Besonders deutlich wird dies bei der Hochzeit Clarissas und den nachfolgenden Ereignissen.

 

Mein Fazit

Selten war ich so traurig ein Buch zu Ende gelesen zu haben wie bei diesem. Die Autorin hat es in diesem Buch gekonnt geschafft den Leser zurück ins Jahre 1853 zurück zu schicken und die Schrecken der Sklaverei beinahe hautnah mitzuerleben. Dass die Freiheit unser höchstes Gut ist, unterstreicht dieses Buch vortrefflich.

Mehr als einmal hielt ich beim Lesen die Luft an und zitterte mit Sara förmlich mit. Besonders gut gefallen hat mir dabei, dass die Kapitel aus der Sicht von Sara und Theodora geschrieben wurden. Der Leser hatte so die Möglichkeit die Ereignisse aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Auch war es so Möglich sich zum einen in die Lage der Sklaven hinein zu versetzen und gleichzeitig auch die Gedankengänge der damaligen Plantagenbesitzer zu verfolgen. Anders als ich zunächst erwartete, empfand ich mit zunehmender Geschichte immer mehr Sympathie mit Theodora. Auch zeigt sie deutlich, wie sehr die unterschiedlichen Bevölkerungen von Kindesbeinen an auf die Rassenunterschiede geprägt wurden. Entgegen aller Konventionen unterrichtet sie  ein Sklavenmädchen bereits zu Beginn des Buches in der Kunst des Lesens und Schreibens, um heraus zu finden, ob es möglich sei, dass Sklaven dies erlernen können.

Selten hat mich ein Buch so gefesselt, wie es bei diesem der Fall war. Ich wünsche ihm noch viele Leser. Wer sich also für diese Art von Romanen interessiert, den erwartet hier ein gut recherchierter und anschaulicher historischer Roman, der den Leser zurück in das Alabama der Sklaverei versetzt und von der ersten bis zur letzten Seite fesselt, 5/5 Punkten.

Gesamtbewertung

Gesamtbewertung5.0

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