Autor: Robert C. Marley
Verlag: Dryas Verlag
Seitenzahl: 346
Preis: 10,50€
ISBN:978-3-940855-59-6
Erscheinungsdatum Erstausgabe: 20.05.2015
Handlung
Die Handlung sollte den meisten in ihrer Grundstruktur sicherlich nur zu gut bekannt sein. Im viktorianischen London des Jahres 1888 treibt ein bis dahin beinahe beispielloser Serienmörder sein Unwesen im Stadtteil Whitechapel des Londoner East Ends. Seine Opfer sind ausnahmslos Prostituierte, welche er grausam abschlachtet und teilweise aufs unkenntlichste verstümmelt. Schon bald trägt das Grauen seinen selbstgewählten Namen: Jack the Ripper. Inspector Swanson und sein Team werden mit dem Fall betraut, zu den Verdächtigen zählen sogar bedeutende Persönlichkeiten wie Oscar Wilde, Lewis Carroll und sogar der Leibarzt der Königin rückt in das Visier der Ermittler. Hat etwa sogar das Königshaus etwas mit den bestialischen Morden zu tun?
Wie ich hier bestimmt schon mehrmals erwähnt habe bin ich wirklich ein absoluter Fan sämtlicher Jack the Ripper Literatur. Umso größer war meine Freude natürlich als ich dieses Buch entdeckte und es kurz darauf durch einen Gewinn auch gleich in mein Bücherregal einziehen durfte. Dort musste es auch nicht lange darauf warten seine schaurig schönen Zeilen über Englands berühmt berüchtigsten Serienmörder aller Zeiten mit mir zu teilen und mich sogleich in die dunklen Straßen des viktorianischen Londoner East Ends zu entführen.
Cover
Das Cover ist unbestritten ein Hingucker und lässt dabei mit seinen vielen Details und der leicht düsteren Stimmung sofort Verbindungen in das viktorianische Zeitalter schließen. Die Lupe, welche das Straßennetz von Whitechapel fokussiert, lässt dabei nicht nur die Herzen eingefleischter Sherlock Holmes Fans höher schlagen. Das Cover ist ein echter Augenschmaus für Fans dieses Genres und lässt auf einen Lesegenuss der Extraklasse hoffen! Der violett gefärbte Buchschnitt sorgt natürlich nochmal für einen extra Hingucker!
Schreibstil
Der Schreibstil ist sehr flüssig und angenehm zu lesen. Der Leser wird gekonnt in das London des 19. Jahrhunderts versetzt und begleitet dabei hauptsächlich den Protagonisten Inspector Swanso. Erlebt werden zwischendurch jedoch auch Szenen aus der Perspektive anderer Charaktere. Trotzdem der Leser die Handlung aus der Sicht der dritten Person erlebt, ist die Atmosphäre zum Greifen nahe, sodass man beinahe das Gefühl hat durch die Gassen Londons und damit auf den Spuren Jack the Rippers zu wandeln. Mehr als einmal hielt ich dabei vor Spannung den Atem an. Kleine Wortspiele machen das Buch zudem zu einem Vergnügen der Extraklasse. Auch ist der Schreibstil erstklassig an das viktorianische Zeitalter angelehnt ohne dabei für den Leser anstrengend zu sein. Auch der typische schwarze, britische Humor ist hier keinesfalls zu missen. Gerade die englischen Gentlemen erscheinen so zum Greifen nahe.
Charaktere
Die meisten der vorkommenden Charaktere sind historische belegt. Wo Jack the Ripper vorkommt, darf zu allererst Inspector Abberline natürlich nicht fehlen, auch wenn es sich dabei nicht um unseren eigentlichen Protagonisten handelt. Dieser ist hier Inspector Swanson, welcher ebenfalls seinerzeit mit dem Fall des Rippers betraut war. Auch viele Personen, die damals wie heute verdächtigt wurden hinter der berühmten Figur des Jack the Rippers zu stecken, finden auf viele verschiedene Weisen ihren Weg in die Handlung. Manchmal begegnen sie dem Leser als (un)bedeutende Nebenfigur, oder aber als Schlüsselfigur. Auf diese Weise erhält der Roman eine unvergleichliche authentische Note.
Mein Fazit
Als eingefleischter Fan sämtlicher Literatur um Jack the Ripper habe ich nun wirklich schon einiges bezüglich dieses Themas gelesen. Mehr als einmal hatte ich dabei tatsächlich das Gefühl, dass wichtige historische Faktoren nicht berücksichtigt wurden, damit am Ende der gewünschte Verdächtige auch wirklich als Jack the Ripper entlarvt werden konnte. Einige präsentierte Theorien erschienen mir dabei schlichtweg als unglaubhaft. Robert C. Marley präsentiert dem Leser hier hingegen eine durchaus plausible Theorie, die in meinen Augen bisher für mich die glaubhafteste darstellt.
Mithilfe eines wunderbaren und authentischen Schreibstils, historisch belegten Charakteren und einer guten Portion der allseits bekannten typischen schwarzen britischen Humors kreiert der Autor einen Jack the Ripper Roman der Extraklasse, der sich deutlich von der Masse an Romanen zu diesem Thema abhebt und dem Leser dabei ein authentisches Lesevergnügen bereitet, bei welchem keine historischen Fakten angepasst werden. Zwar erfährt man nicht viel privates über die Ermittler, doch dafür finden Persönlichkeiten wie Oscar Wilde und Lewis Carroll ihren Weg in die Handlung.
Ein überaus interessantes Vorwort, sowie einzelne Einwürfe des tatsächlich damals erschienenen „Ein Kriminalbeamten-Tagebuch á la monde“, sowie das Nachwort eines Nachfahren des Inspector Swanson runden das Profil des Buches ab und bescheren dem Leser ein Hochgefühl des Lesens.
„Montag. – Zeitungen voll von der letzten Tragödie. Eine von ihnen deutete an, dass der Mörder ein Mann sei, der einen blauen Mantel trage. Verhaftete drei Blau-Mantel-Träger auf Verdacht.“ Punch, 22.Sept.1888, Ein Kriminalbeamten-Tagebuch á la monde aus Marley, Robert C., Inspector Swanson und der Fall Jack the Ripper, Seite 13.
Die Aufmachung des Buches sowie die zugehörigen Illustrationen sind in meinen Augen die Kirsche auf dem Sahnehäubchen, sodass ich guten Gewissens sagen kann: für Liebhaber des viktorianischen Zeitalter absolut zu empfehlen und für Liebhaber der Jack the Ripper Literatur ein absolutes Muss!
Wer im übrigen noch mehr Lust auf Romane dieses Kalibers hat, sollte auf der Verlagsseite gesondert in der „Baker Street Bibliothek“ schauen, denn dort befindet sich eine Sammlung von Romanen von denen sicherlich auch Sherlock Holmes nicht die Finger lassen könnte. Insgesamt vergebe ich für diesen viktorianischen Krimigenuss 5/5 Punkten.
1 Kommentar
Leider gelingt die Entwicklung der Figur des Inspectors Swanson nur bedingt, denn irgendwie bleibt sie ber weite Strecken der Erz hlung doch irgendwie h lzern und unnahbar.