Autor: Lin Rina
Verlag: Drachenmond Verlag
Preis: 16,90€
ISBN: 978-3-95991-391-1
Seitenzahl: 552
Erscheinungsdatum Erstausgabe: 20.11.2017
Handlung
England im Jahre 1890: Animant Crumb, Tochter aus gehobenem Hause, ist sehr zum Verdruss ihrer Mutter ein wahrer Bücherwurm und kann gesellschaftlichen Ereignissen wie Bällen und Teepartys nichts abgewinnen. Auch gegen die Heiratsplänen, welche ihre Mutter unermüdlich für sie entwickelt, wehrt sie sich vehement. Als schließlich eine Assistentin für den Bibliothekar der Londoner Universitätsbibliothek gesucht wird, besetzt Animants Onkel die Stelle kurzerhand mit seiner Nichte. Animant macht sich auf den Weg nach London und taucht dabei in eine völlig neue Welt.
Cover
Ok, ich bin ehrlich. Das Buch war hauptsächlich ein Coverkauf, denn es hat mich gleich begeistert. Ich liebe die liebevollen Details, die Silhouette vor dem Buchregal und den Buchrücken, welcher in der Aufmachung an einen Ledereinband erinnert. Auch auf den einzelnen Seiten findet man liebevoll gestaltete Applikationen.
Charaktere
In meinen Augen sind die Charaktere dieses Romans nicht unbedingt alle große Symapthieträger, zeichnen sich aber dafür durch Authentizität aus. Alle Charaktere sind liebevoll konstruiert, das Herzblut der Autorin ist dabei geradezu spürbar.
Gerade Animant entspricht nicht dem typischen Klische einer Protagonistin, welche sich heldenhaft gegen die gesellschaftlichen Konventionen und gegen das Unrecht auflehnt. Vielmehr stellt sie das typische Mädchen aus gutem Hause dar, welches naiv wenige Gedanken an Menschen oder Themen verschwendet, welche sie nicht direkt betreffen. Trotzdem kann ich sie nicht als unsympathisch bezeichnen, vielmehr fügt sie sich in das Bild der Erziehung höherer Töchter des viktorianischen Zeitalters ein. Demzufolge wird sie mehr durch zufällige Handlungen zu Heldin und Wohltäterin.
Schreibstil
Der Leser erlebt die Handlung aus der Sicht Animants in der Ich-Perspektive. Dies erlaubt wunderbare Einblicke in die Gedankenwelt der Protagonistin und das Gefühl, wirklich dabei zu sein. Der Schreibstil ist angenehm und flüssig, sodass man wunderbar im Geschehen abtauchen kann. Auch die Kapitel haben eine angenehme Länge und sind so strukturiert, dass sie in den meisten Fällen ein gewisses Geschehen abhandeln.
Mein Fazit
Animant Crumbs Staubchronik ist ein seichter Roman, der den Leser in das viktorianische London entführt und entfernt an „Stolz und Vorurteil“ erinnert. Auf über 500 Seiten plätschert die Handlung dahin, ohne dabei Langeweile aufkommen zu lassen oder zäh zu wirken. Als Leser begleitet man die anfangs vielleicht nicht unbedingt sympathische, aber dafür authentische Animant von ihrem behüteten, ländlich gelegenen Elternhaus in die Großstadt London. Dort stellt sie sich als Tochter aus gutem Hause den Herausforderungen des Arbeitsalltags als Assistentin des Leiters der Universitätsbibliothek.
Besonders gefallen haben mir dabei die verschiedenen Themen und Bereiche, welche angeschnitten und mit in die Handlung eingebettet wurden. So lernen wir als Leser einen Zeitungsjungen kennen, der ein wenig an Oliver Twist erinnert. Auch die Rechte der Frauen oder die Ausgrenzung anderer Glaubens- und Bevölkerungsgruppen werden in dem Roman thematisiert. Gerne hätten diese Aspekte mehr Raum einnehmen und die Tiefe gehen können, als es hier der Fall war, denn so blieb mir manches ein wenig zu flach.
An sich bin ich ja nicht der Leser klassischer Liebesromane, demzufolge auch kein Fan übertrieben kitschiger Geschichten. Die seichte Liebesgeschichte, die hier präsentiert wird, ist aber durchaus angenehm und nicht zu übertrieben in meinen Augen.
Beim Lesen von Animant Crumbs Staubchronik macht man es am besten wie die Protagonistin selbst; man genießt das Buch in einem eingekuschelten Lesesessel und schlürft dabei gemütlich eine Tasse Earl Grey. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.
Bewertung
Ich vergebe 4/5 Punkten.
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