Drama, Romantik

Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe – A.J. Betts

Autor: A.J. Betts

Verlag: Fischer

Seitenzahl: 336

Preis: 8,99€

ISBN: 978-3-596-81254-7

Erscheinungsdatum Erstausgabe: 16.09.2015

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 Handlung

Mia und Zac, zwei Charaktere wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch eins haben sie beide gemeinsam: die Diagnose Krebs. Isoliert und allein spinnen die Beiden zarte Bande, indem sie sich leise Klopfzeichen durch die dünne Gipswand geben, die sie voneinander trennt. Denn wer könnte die eigene Gefühlslage besser verstehen als jemand, der sich in einer ähnlichen Situation befindet, abgeschottet von der Außenwelt im Krankenhaus? Als beiden versuchen sich ihren Weg in den normalen Alltag zurück zu kämpfen merken sie eins: Mia braucht Zac und Zac Mia.

Cover

Zum Cover braucht man eigentlich nicht viel sagen. Mir gefällt es sehr gut, es passt zum Titel, ist stimmig und könnte den Ein oder Anderen wohl zum Coverkauf verführen.

 

Charaktere

Mit viel Detailreichtum präsentiert die Autorin dem Leser zwei Protagonisten, welche unterschiedlicher nicht sein könnten und genau aus diesem Grund wirken in meinen Augen so authentisch.

Zac ist ein netter Kerl, welcher viel zu früh und ebenso abrupt an Leukämie erkrankte und sich dem Kampf gegen den Krebs beinahe unermüdlich Runde um Runde stellt. Beeinflusst von Statistiken, Wahrscheinlichkeiten und auch ein wenig Routine zeigt er dem Leser schon auf den ersten Seiten seine Kämpfernatur, ohne dabei unglaubwürdig zu erscheinen. Vielmehr besticht er mit seinem Humor und seiner herzlichen, manchmal ungezwungenen Art.

Betrachtet man hingegen Mia, wird schnell klar, dass sie so ziemlich das Gegenteil des kämpferischen Zac ist. Sie entspricht in meinen Augen dem Bild des zickigen Teenagers, weshalb sie mir auf den ersten Seiten auch nicht sonderlich sympathisch war. Glücklicherweise hatte ich 336 Seiten lang Zeit um hinter ihre Fassade zu blicken. Die verzweifelte Suche nach einem Schuldigen für ihre Krankheit und die resultierende Wut auf die ganze Welt dominieren im ersten Teil des Buches das Charakterbild der Figur.

 

Schreibstil

Als Leser erlebt man das Geschehen abwechselnd aus Sicht der beiden Protagonisten. Dies führt dazu, dass ich mich als Leser in die beiden Figuren hineinversetzen konnte, auch wenn ich beiden gegenüber dennoch eine gewisse Distanz empfand. Der Schreibstil an sich ist flüssig und angenehm zu lesen. Die Sprache ist an das Alter der Protagonisten angepasst, jedoch ohne dabei an Tiefgründigkeit einzubüßen. Vielmehr überzeugte mich dies noch zusätzlich.

 

Mein Fazit

„Noch ein Krebsbuch“ werden sich jetzt sicherlich einige denken. Und richtig, liest man sich die Zusammenfassung der Handlung durch, drängt sich unweigerlich der Vergleich zu John Greens „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ auf. Auch wenn der Schreibstil dieses Buches sicherlich nicht mit Greens wortgewaltiger Sprache gleichzusetzen ist, besticht der Roman auf seine ganz eigene Weise. Mit viel Authentizität, überzeugenden Protagonisten und einer zarten Liebesgeschichte ohne Kitsch aber viel Einfühlungsvermögen besticht er den Leser von der ersten Seite an.

Zacs aufrichtige, positive und schlagfertige Art konnte mich von Anfang an begeistern.

(Zac): Ich bin nicht freiwillig in den Krieg gezogen. Die Leukämie, die blöde Sau, hat mich zwangsrekrutiert.- Betts, Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe, S. 62

Mia hingegen überzeugt mit ihren Ecken, Kanten und ihrer Reaktion auf ihre Krebsdiagnose . Ich meine, seien wir ehrlich, würden einige von uns nicht unweigerlich mit einem ähnlichen Hass auf die (gesamte) Welt reagieren? Doch glücklicherweise hat der Leser ausreichend Zeit um Mia kennenzulernen und vor allem um ihre Entwicklung beobachten zu können, sodass sich auch hier ein mehr als interessanter und überzeugender Charakter  mit ebenso vielschichtigen Gedanken ergibt.

(Mia): Vielleicht ist Mut nichts anderes als das: eine spontane Handlung, bei der der Kopf Nein ruft, aber dein Körper es einfach trotzdem tut.
Mut oder Dummheit. Schwer zu sagen. – Betts, Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe, S. 256

Trotz allem habe ich den Charakteren gegenüber eine gewisse Distanz empfunden.

Auch wenn die Krankheit der beiden sicherlich im Zentrum der Handlung steht hat die Autorin es doch geschafft die beiden vor allem wie (normale) Teenager wirken zu lassen. Zynische Gedanken und sarkastische Bemerkungen fehlen dabei ebenso wenig wie positive Gedanken, schiere Verzweiflung oder Hoffnung. Dies macht das Buch in meinen Augen auch so authentisch. Auf seine ganz eigene Weise schildert es das Bestreben von zwei komplett unterschiedlichen Charakteren, die versuchen sich ihren Platz im Leben zurückzuerobern und dabei die Erfahrung der (ersten) Liebe erleben, ohne diese dabei zu sehr ins Zentrum zu stellen.

Wie ich bereits erwähnte, kann man die Sprache dieses Romans nicht mit der wortgewaltigen John Greens vergleichen, doch auch hier lassen sich einige schöne Zitate finden. Für mich ein weiterer Pluspunkt, denn ich bin ein absoluter Liebhaber solcher. 

Ich bin immer wieder erstaunt, wie das scheinbare Chaos des Universums genau weiß, was es tut, als wäre alles vor dreizehn Millionen Jahren verabredet worden und die Galaxien befolgen seitdem die Regeln. Sie alle bewegen sich dort oben in genau der passenden Geschwindigkeit. Alles ist am richtigen Platz, während wir Menschen in der kurzen Zeit, die wir haben, alles vermasseln.-Betts, Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe, S. 153.

Alles in allem ein toller, gefühlsbetonter Roman, der ohne Kitsch auskommt und das Wesentliche nicht aus den Augen verliert. Tolle Charaktere, die dem Leser zwar etwas auf Distanz bleiben aber trotzdem nicht an Authentizität einbüßen. Ich vergebe 4/5 Punkten. Für die vollen 5 Punkte hat mir vielleicht einfach ein wenig „das gewisse Etwas“ gefehlt. Nichtsdestotrotz möchte ich das Buch keinesfalls missen und spreche hier eine absolute Leseempfehlung aus.

 

Gesamtbewertung

Gesamtbewertung4.0

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