Historische Romane

Die Küste der Freiheit – Maria W. Peter

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Autor: Maria W. Peter

Verlag: Bastei Lübbe

Seitenzahl: 880

Preis: 9,99€

ISBN: 978-3-404-16735-7

Erscheinungsdatum: 14.11.2014

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Handlung

Anna ist Mennonitin ebensolchen und sehr strengen Gesellschaft. Als ein desertierter Soldat versucht Anna zu vergewaltigen wird sie vom jungen Leutnant Lorenz von Tannau gerettet. Bereits nach ihrer ersten Begegnung können die Beiden den jeweils Anderen nicht vergessen. Durch eine schicksalhafte Fügung findet Anna schließlich Lorenz, durch einen Angriff schwer verwundet, halbtot im Wald. Indem Sie ihn bei sich aufnimmt und gesund pflegt rettet sie ihm das Leben. Obwohl die Gemeinschaften der Mennoniten Nächstenliebe predigen und nicht einmal Gewalt anwenden um das eigene Leben zu retten, kommt ihnen Annas Handlung einem Tabubruch nahe, nicht zuletzt weil es sich bei Lorenz von Tannau um einen Papisten handelt. Schließlich wird Anna aus der Gesellschaft verstoßen. Lorenz erhält währenddessen einen Marschbefehl, der ihn in die Vereinigten Staaten von Amerika führen soll. Allein gelassen und ohne Gemeindeanschluss ist Anna schließlich so verzweifelt, dass Sie sich schließlich als Schuldmagd in die Vereinigten Staaten verkauft. So erhofft Sie sich ein besseres Leben voll Glück, Freiheit und vielleicht sogar mit Lorenz. Schon bald findet Sie sich auf einem Schiff mit weiteren deutschen Auswanderern wieder. In den USA angekommen muss sie jedoch feststellen, dass sich der Status einer Schuldmagd kaum von dem einer Sklavin unterscheidet…und schließlich ist auch Kurt Paulus, der desertierte Soldat, welcher versuchte Anna zu vergewaltigen und schließlich Lorenz im Wald niederschlug, nicht aus der Welt..

Ich lese gern historische Romane. Besonders haben es mir in den letzten Monaten Bücher angetan, die sich mit der Geschichte der Sklaverei in den Südstaaten der USA beschäftigen. Diesmal beschäftigt sich das Buch jedoch neben der Schuldknechtschaft auch mit den Einflüssen deutscher Einwanderer vor dem Hintergrund einer traumhaften Liebesgeschichte.

 

Charaktere

Für ihren Roman kreirt die Autorin absolut authentische Personen. Anna, die Protagonistin des Romans, ist Anhängerin des mennonitischen Glaubens und richtet Leben und Handlungen streng nach diesen Grundsätzen. Dies spiegelt sich bereits zu Beginn des Buches in ihrem dargestellten Charakter wieder. Anders als viele Mitglieder ihrer anfänglichen Gesellschaft kümmert sich Anna hingebungsvoll um die Bedürftigen und gibt wortwörtlich ihr letztes Hemd für deren Rettung und Linderung. Schon auf den ersten Seiten war mir Anna sehr sympathisch. In einer nicht wirklich frauenfreundlichen Zeit beweist Sie, so empfand ich als Leser zumindest, mittels vieler kleiner und großer Taten Charakterstärke, Mut und Durchhaltevermögen.

Auch Lorenz von Tanau ist der Autorin wirklich gut gelungen. Authentisch stellt er in meinen Augen einen höher gestellten Leutnant dar, welcher bereits in frühen Kindertagen Wohlstand, eine gute Kinderstube und einen gewissen Stand in der Gesellschaft genießen konnte. Dies ist sicherlich auch der Grund, weshalb er mir zumindest zu Beginn des Buches (und auch ein wenig weiter) überhaupt nicht sympathisch war. Diese Figur verkörpert besonders zu Beginn der Handlung ein gewisses Maß an Arroganz der normalen Bevölkerung gegenüber, die für die damalige Zeit den Angehörigen der höheren Ständen sicherlich ein maßgebliches Charakteristika war. Doch ich muss zugeben, dass sich der tapfere Lorenz nach den über 800 Seiten auch meine Sympathie erschlichen hat. Schließlich kann ein Soldat, der eine Jungfrau in Nöten rettet doch garnicht so übel sein 😉

Neben den beiden Protagonisten werden dem Leser natürlich noch viele weitere Figuren vorgestellt, die jeder auf seine Weise von der Autorin authentisch dargestellt werden und dem Leser so einen aussagekräftigen und gut recherchierten Einblick in die Strukturen der damaligen Gesellschaften zeigen.

 

Schreibstil

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und angenehm zu lesen. Die vielen Perspektivwechsel, ein wichtiges Charakteristika des Buches, ermöglichen es dem Leser Handlungen aus dem Blickwinkel unterschiedlicher Personen zu betrachten. Durch einen daraus resultierenden „umfassenden“ Blick auf das Geschehen wird so in meinen Augen die Spannung nur noch gesteigert, sodass es wirklich schwer fällt das Buch aus der Hand zu legen, auch wenn die Spannung zwischendurch mal stagnieren sollte.

 

Mein Fazit

„Die Küste der Freiheit“ ist ein wirklich gut recherchierte Roman, der den Leser auf den Spuren deutscher Auswanderer wandern lässt. Das Buch zeigt deutlich die Einflüsse, welche auf deutsche Einwanderer zurückzuführen sind.

Vor der Kulisse des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges erlebt der Leser eine dramatische Liebesgeschichte, die einen von Anfang an mitreißt, jedoch zeitgleich etwas kitschig wirkt. Mit Anna, Lorenz und vielen weiteren Figuren erhält man trotzdem ein authentisches Bild damaliger Gesellschaften und historischer Ereignisse ohne das Gefühl zu haben in einem trockenen Geschichtsbuch zu lesen. Neben der Sklaverei wird hier auch die Schuldknechtschaft thematisiert, über die ich im Vorfeld bisher nur wenig erfahren konnte.

Auch nehmen die Konflikte der christlichen Religionen, hier im besonderen zwischen den Mennoniten und den Papisten, einen wichtigen Raum in der Handlung des Buches ein. Die Perspektivwechsel und die unterschiedlichen Figuren führen zudem dazu, dass das Bild des Lesers nicht einseitig geprägt ist. Man hat so gut die Möglichkeit sich in die verschiedenen Personen und Lebensweisen hinein zu versetzen. So betrachtet man auf der einen Seite die Geschehnisse aus den Augen einer Sklavin, um Sie im nächsten Moment zum Beispiel mit den Augen und Gedanken eines Leutnants oder wahrzunehmen. So sehr wie mir die Idee des Perspektivwechsels so vieler Personen auch gefallen hat, an einigen Stellen war es dann doch manchmal etwas anstrengend zu lesen, da ich doch ab und an das Gefühl hatte ein wenig zwischen den vielschichtigen Handlungssträngen hin und her geworfen zu werden.

Auch hätte ich mir für dieses Buch vielleicht auch ein ansprechenderes Cover gewünscht, welches in einer Buchhandlung auch ein wenig mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. Dennoch tut dies alles dem wunderbaren Buch keinen Abbruch. Auch wenn ich die „Ideale“ der heutigen USA keinesfalls als Freiheit ansehe, hat mir dieses Buch wirklich gefallen. Bekennende Leser historischer Romane sollten es also keinesfalls versäumen dieses Buch zu lesen und mit Anna und Lorenz in fernen Zeiten wandeln. Ich vergebe 4/5 Punkten.

 

Gesamtbewertung

Gesamtbewertung4.0

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