Autor: Silvia Stolzenburg
Verlag: Gmeiner – Verlag
Seitenzahl: 505
Preis: 14,99€
ISBN: 978-3-8392-1731-3
Erscheinungsdatum Erstausgabe: 05.08.2015
Handlung
Oliviera ist sechzehn und sehr versessen darauf einen Geschäftspartner ihres Vaters zu heiraten. Mithilfe einer geschickten List gelingt ihr das schließlich auch. An der Seite ihres frisch angetrauten Gatten Laurenz verlässt sie schließlich ihre Heimatstadt und folgt ihm in ihre zukünftige Heimat Tübingen. Die Realität jedoch ist ernüchternd. Statt in die neue Gemeinde aufgenommen zu werden treten ihr die Einwohner, trotz ihrer heilkundigen Hilfe, nur mit Missachtung und Fremdenhass entgegen. Doch nicht nur das Misstrauen ihrer Mitmenschen verletzt Oliviera. Auch ihr Ehemann Laurenz, welcher wie Olivieras Vater im Reliquiengeschäft tätig ist, verändert sich zusehends. Schließlich erfährt Oliviera welches schreckliches Geheimnis ihr Ehemann hütet und bringt dabei nicht nur sich selbst in Gefahr.
Historische (Kriminal-)Romane gibt es viele. Liebhaber dieses Genres sind wahrscheinlich immer auf der Suche nach dem passenden Lesefutternachschub. Doch hier stellt sich die Frage, welche Neuerscheinung ist wirklich lesenswert und kann sich von der Masse abheben?! Nachdem ich „Die Salbenmacherin“ gelesen habe kann ich sagen: dieses Buch ist ein wahrer Pageturner! Und noch dazu ein absolutes Lesemuss für Liebhaber dieses Genres.
Cover
Beim Cover verspüre ich einen leichten Wehmutstropfen. Es ist zwar recht ansprechend gestaltet, doch ich weiß nicht, ob es mir in einer Buchhandlung, ohne Hinblick auf den Titel, sehr aufgefallen wäre. Hier hätte ich ein Cover, mit mehr Bezug zu Titel und/oder Inhalt als ein wenig besser gewählt empfunden.
Charaktere
Protagonistin ist die sechzehnjährige Oliviera. Bereits auf den ersten Seiten lernt der Leser sie als liebes, doch leider sehr naives Mädchen kennen. Dies zeigt sich besonders in der überstürzten Heirat mit dem Geschäftspartner ihres Vaters. Dennoch tat dies meiner Sympathie ihr gegenüber keinen Abbruch. Im Laufe der Handlung entwickelt sich Oliviera zu einer jungen, eigenständigen Frau, die dem Frauenbild der katholischen Kirche zur damaligen Zeit sicherlich in einigen Dingen nicht ganz entspricht, sie dem Leser so jedoch sehr sympathisch macht.
Auch die anderen Figuren überzeugen durch ihre Eigenheiten. Besonders Laurenz erscheint für den Leser zunächst sehr undurchsichtig und sicherte sich mit seiner Art bei mir keineswegs Sympathiepunkte.
Schreibstil
Der Schreibstil ist locker und sehr detailliert, lässt sich jedoch sehr angenehm und flüssig lesen. Die Handlung wird meist aus der Sicht Olivieras geschildert, sodass der Leser sich so sehr nah an der Handlung bewegt. Da es sich hierbei um einen historischen Kriminalroman handelt, welcher sich eines sehr detailliebenden Schreibstils bedient sei angemerkt, dass dies einigen Lesern gegebenenfalls als sehr brutal erscheinen könnte. Mir hingegen hat dies jedoch ganz gut gefallen.
Mein Fazit
Als Liebhaber historischer Romane und historischer Kriminalromane bin ich von diesem Buch absolut begeistert. Bei der Salbenmacherin handelt es sich um ein Buch dieses Genres, welches sich durch gekonnte Feinheiten und einen absolut interessanten Themenhintergrund, dem Reliquienhandel- und Schwindel, von der Masse abhebt. Bisher sind mir noch nicht sehr viele Bücher untergekommen, die sich damit auseinander setzen und bin umso begeisterter nun auf einen solchen Roman gestoßen zu sein.
Auch von der Protagonistin bin ich sehr angetan. Auch wenn ich normalerweise gerade von naiven Mädchen als Protagonisten recht schnell genervt bin, war das hier überhaupt nicht der Fall. Vielmehr hat mich hierbei Olivieras Rafinesse, wenn auch sicherlich für das falsche Ziel ihrerseits genutzt, begeistert. Das Buch lebt vielleicht nicht unbedingt von einer für diese Zeit authentischen Protagonistin, nutzt aber eindrucksvoll gut recherchierte Hintergründe für eine absolut spannende Story, die den Leser ab der ersten Seite in seinen Bann zieht und diesen auch nicht vor Beendigung des Buches wieder aus seinen Fängen entlässt.
Neben der tollen Geschichte haben mich auch die vielen Eindrücke aus dem medizinischen Wissen der damaligen Zeit begeistert. Die Salbenrezepte, die wirklich sehr vielfältig und detailliert beschrieben waren, luden, mit etwas Fantasie, beinahe dazu ein selber ein wenig herumzuprobieren und die ein oder andere Zutat zu ersetzen. Besonders begeistert hat mich in diesem Zusammenhang auch das Können der Autorin den damaligen medizinischen Glaube- oder Wissensstand mithilfe der Figuren so überzeugend darzustellen. Immer wieder kann man wirklich nur staunen mit welcher Überzeugung die Menschen damals an medizinische Weisheiten geglaubt haben, bei denen wir heutzutage nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würden.
Auch die Macht der (katholischen) Kirche und ihren unglaublichen Maßnahmen finden in diesem Buch ihren Platz. Dieser Roman erhält von mir eine absolute Leseempfehlung und wird sicherlich nicht nur Liebhaber dieses Genres begeistern, denn die Autorin hat es hier mit den bereits genannten Mitteln geschafft einen Roman zu kreiren, der sich gekonnt von der Masse absetzt und die Leser reihenweise begeistern wird. Dies nicht nur zuletzt, weil es hierbei nicht um eine Protagonistin geht, die aufgrund einer bösen Gegenfigur zu ihrem Los gezwungen wurde, sondern sich mehr oder weniger selbst in ihre Lage manövriert hat. Insgesamt vergebe ich 4,5/5 Punkten.
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