Krimi & Thriller

Totenhaus – Bernhard Aichner

Totenhaus von Bernhard Aichner

Autor: Bernhard Aichner

Verlag: btb Verlag (HC)

Seitenzahl: 416

Preis: 19,99€

ISBN: 978-3-442-75455-7

Erscheinungsdatum Erstausgabe: 17.08.2015

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Handlung

Brünhilde Blum, genannt Blum, ist Bestatterin, zweifache Mutter und Witwe, nachdem ihr Mann zwei Jahre zuvor ermordet wurde. Nun findet eine Exhumierung auf dem Innsbrucker Friedhof statt und prompt werden im Sarg zwei Köpfe und vier Beine gefunden. Die gefundenen Leichenteile entpuppen sich als die eines zwei Jahre zuvor verschwundenen Schauspielers und Blum gerät sofort unter Tatverdacht, schließlich war sie die damals betreute Bestatterin des anderen Toten. Doch Blum ist nicht auffindbar, sie ist auf der Suche nach der Familie ihrer bis dahin unbekannten Zwillingsschwester, die wie sie auch als Kind adoptiert wurde. Blum taucht unter und das Grauen nimmt seinen Lauf…

Der Thriller „Totenhaus“ ist eine DER Neuerscheinungen im August, als Fortsetzung von „Totenfrau“ wird dieses Buch gerade von Fans des Vorgängers natürlich sehnsüchtig erwartet. Als Thrillerfan musste ich diese Lektüre, obwohl ich den vorherigen Band nicht gelesen habe, natürlich unter die Lupe nehmen.

 

Cover

Bei diesem Buch handelt es sich um ein hochwertiges Hardcover mit Lesebändchen. Das Cover ist in weiß und schwarz sehr schlicht gehalten und ähnelt in gewisser Weise (mit etwas Fantasie) einem Trauerbrief. Parallelen zum Cover des Vorgängerbandes lassen sich ebenfalls finden.

 

Charaktere

Der Autor bemüht sich sehr klar darum dem Leser die Protagonistin, Blum, sehr nahe zu bringen. Blum wird als liebevolle Mutter und trauernde Witwe beschrieben, die ich nicht davor scheut Maßnahmen zu ergreifen, die über das moralisch zulässige Handeln hinausgehen. Trotz einer schlimmen Kindheit, die der Autor immer wieder dazwischen wirft und sicherlich sowohl Mitleid und Verständnis des Lesers anregen sollen, konnte ich während des gesamten Buches keine oder kaum Sympathie für Blum empfinden und auch nicht mit ihr warm werden. Ihr Handeln ist vielleicht noch an einigen Stellen ein wenig nachvollziehbar, doch leider revedierte sich das zusehends auf den folgenden Seiten. Blum wirkt auf den Leser distanziert und kam mir nach Abschluss des Buches und vor meinem Hintergrundwissen immer mehr wie ein launiger Teenager vor, welcher in einem unbedachten Wutanfall schnell einem anderen Menschen Schaden zufügt, jedoch mit der Situation trotzdem nicht umgehen kann, sodass sie sich schlussendlich heulend in eine Ecke verzieht und darauf wartet, dass jemand die Situation für sie richtet. So zumindest habe ich dies empfunden.

Die weiteren Figuren haben im großen und ganzen alle eins gemeinsam: auf die ein oder andere Weise sind allesamt Psychopathen. Da ist zum Beispiel Kuhn, welcher (wahrscheinlich an van Hagens Körperwelten angelehnt) Leichen auf obszöne Art und Weise zu Kunstwerken präpariert und Ingmar, welcher Tiere an die Wand wirft und dies als Kunstwerk bezeichnet. Einzig Karl, Blums Schwiegervater und Blums Kinder scheinen nicht vom Psychopaten Virus infiziert zu sein.

 

Schreibstil

Der Schreibstil, dessen sich Aichner in seinem Buch bedient ist unbestritten anders und erfrischend. Die Dialoge sind geradlinig und halten sich nicht mit den typischen Merkmalen einer wörtlichen Rede auf. Dies fand ich sehr erfrischend, so musste man doch nicht raten, wer gerade zu wem spricht, wie es bei einigen anderen Büchern oft der Fall ist, der Überblick ließ sich so gut behalten.

Ansonsten ist der Schreibstil unbestritten minimalistisch, dies gefällt mir nach einigen Seiten Eingewöhnungszeit recht gut, denn ich muss nicht unbedingt immer wissen welche Farbe das Nachbarauto auf der Straße hat, wenn Protagonist A nach Ort B fährt, sofern dies nicht für die Handlung relevant ist.

Auch die Gefühle der einzelnen Figuren ließen sich mit diesem Schreibstil gut darstellen, sodass ich hier auch nicht das Gefühl hatte dass etwas in der Beschreibung zu kurz gekommen Wäre. Dennoch hat der Autor zwischenzeitlich versucht Situationen und Handlungen wirklich sehr komplex darzustellen, dies wirkte aufgrund des trotzdem recht minimalistisch gehaltenen Schreibstils ein wenig fehl am Platze. Hier ist das Potential sicher nicht komplett ausgeschöpft und das Gleichgewicht nicht gefunden.

 

Mein Fazit

Ich habe mich wirklich sehr gefreut, als ich „Totenhaus“ im Rahmen einer Leserunde gewann, versprach der Klapptext doch einen Thriller, wie er sich von der Masse hätte abheben können. Leider hat mich das Buch keineswegs überzeugt. Zum einen ist der Klapptext des Buches ein wenig irreführend, da der Fokus der Handlung gar nicht so sehr auf das Auffinden der Gebeine bei der Exhumierung liegt. Auch der rote Faden, wie er eigentlich in jedem Buch vorhanden sein sollte, war hier manchmal zwischen den Seiten verschollen.

Der Thrillerfaktor ist hier zwar durchaus existent, doch ist das Grauen hier eher schemenhaft und war für mich nicht wirklich greifbar. Ich denke die Grundidee der Handlung war gut und reich an Potential, doch scheiterte dies in meinen Augen klar an der Umsetzung. Auch inhaltlich hätte noch einiges aufgepeppt werden können.

Die mangelnde Umsetzung ist in meinen Augen hauptsächlich auf die wirklich nervige Protagonistin zurückzuführen. Wie schon oben beschrieben erinnerte sie mich mehr an einen unter einem Kontrollverlust leidenden Teenager, als an eine zweifache Mutter und erwachsene Frau. Gefallen haben mir zwar die Hintergrundinformationen zu ihrer Kindheit, die auch wirklich zu einem Thriller passend waren, doch wirkten sie beinahe wie ein Versuch dem Leser die Protagonistin schmackhaft zu machen und Mitleid und Verständnis für ihre Handlungen zu erwecken. Zum Ende hin hatte ich aber leider nur noch das Bedürfnis Blum gehörig die Meinung zu sagen und ihr zwischendurch die Wange recht und links zu ähm „streicheln“ um sie vielleicht ein klein wenig wieder zu Verstand zu bringen.

Sicherlich ist es von Vorteil zunächst „Totenfrau“ zu lesen, um Blums Reaktionen nachzuvollziehen, doch ich glaube nicht, dass mich dies der Dame näher gebracht hätte. Das offene Ende hat mir eigentlich ganz gut gefallen, auch wenn es etwas abrupt kam und ich mir in der ein oder anderen Sache vielleicht doch eine etwas konkretere (Abschluss-)Situation gewünscht hätte.  Schlussendlich lässt sich sagen, dass mir der Thriller trotz einer nervigen Protagonistin und einigen Schwächen doch ganz gut gefallen und mir einige unterhaltsame Lesestunden bereitet hat. Der Gruselfaktor hätte etwas höher sein können, doch der Schreibstil hat mir wirklich gut gefallen. Insgesamt vergebe ich 2,5/5 Punkten.

 

Gesamtbewertung

Gesamtbewertung2.5

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