Autor: Lyndsay Faye
Verlag: DTV Premium
Seitenzahl: 368
Preis: 15,90€
ISBN: 978-3-423-24993-5
Erscheinungsdatum Erstausgabe: 21.02.2014
Handlung
Bandenkriminalität, Mord, Erpressung…die Liste der Verbrechen in den New Yorker Gassen ist lang. Dies führt dazu, dass mit reichlich Verspätung im Vergleich zu anderen großen Städten wie London oder Boston eine Polizei eingerichtet wird. Die neu ernannten Polizisten sind ein Haufen wilder Schlägertypen. Zwischen Ihnen steckt auch der frisch gebackene Polizist Timothy Wilder, seiner Zeit zuvor Barmann, der sich noch nicht so richtig mit seinem neuen Job anfreunden kann. Während einer Kontrollrunde läuft ihm plötzlich ein mit Blut besudeltes Mädchen über den Weg. Sie kann und will nicht sagen wer sie ist – und vor allem was geschehen ist. Immer wieder verstrickt sie sich dabei in Lügen, doch Timothy bleibt hartnäckig, doch sind die einzigen Worte, die sie zu dem Geschehen äußert: „Sie werden ihn in Stücke reißen!“. Schließlich wird am Tag darauf eine geschändete Kinderleiche gefunden und wenig später 19 weitere. Welche Bestie ist zu solchen Taten fähig?
Ich lieeeeebe historische Krimis! Ganz besonders solche, die im 19. Jahrhundert spielen. Der Teufel von New York passte daher absolut in mein Beuteschema. Schließlich konnte ich natürlich nicht anders und habe das Buch gekauft, hatte mich doch, neben dem Klapptext natürlich, auch schon das Cover voll in den Bann gezogen!
Charaktere
Hauptfigur dieses schaurig schönen New Yorker Kriminalromans ist der frisch gebackene Polizist Anthony Wilde. Zunächst erschien er mir wie ein klassischer Verlierer, der als Barmann meist in den Tag hinein lebt. Auch als Polizist erscheint er mir anfangs als nicht sehr motiviert und steht dabei schnell im Schatten seines charmanten, aber doch ziemlich rüpelhaften Bruders Valentine, seinerzeit Captain bei der Polizei und zugleich ein wichtiges Parteimitglied. Die Beziehung der beiden Brüder ist angespannt, es herrscht mehr Groll als Sympathie zwischen den beiden, mit zunehmender Handlung spürt man jedoch immer wieder eine tiefe Verbundenheit zwischen den beiden. Auch wenn Timothy anfangs wenig begeistert ist von seinem Dasein als Polizist wird ihm (und auch dem Leser) eins sehr schnell klar: er ist ein Naturtalent! Und den Teufel von New York kann er keinesfalls davonkommen lassen!
Eine weitere wichtige Figur im Buch, welche mir wahrscheinlich mit am besten gefallen hat, ist Bird Daly. Jenes Mädchen, welches Timothy bei einer seiner Runden mit blutigem Nachthemd in die Arme läuft. Von der Autorin wird sie als kleines, zartes 10 jähriges Mädchen irischer Herkunft beschrieben, welches ein aufgrund ihrer Herkunft unnatürlich reifes Verhalten an den Tag legt. Sie wird als ein sehr eigenwilliges und selbstbewusstes Mädchen beschrieben, dennoch merkt man, wie sie in der Obhut von Anthony allmählich zur Ruhe und beginnt wirklich einmal Kind sein zu können.
Schreibstil
Der Schreibstil des Buches ist angenehm und flüssig zu lesen. Das Geschehen wird ausnahmslos aus der Sicht der Protagonisten in der Ich-Perspektive geschildert, was ich an sich sehr gelungen und passend fand um mich vollends in die Story hineinversetzen zu können. Allerdings hätte ein wenig Abwechslung meiner Meinung nach nicht geschadet. Ein Perspektivwechsel, z.B. aus Bird Dalys Sicht, hätte dem ganzen vielleicht noch etwas mehr Leben eingehaucht und dem Leser die Möglichkeit gegeben mehr in die Blickwinkel der benachteiligten Kinder mit einzutauchen. Ansonsten ist die Handlung in einfache Kapitel eingeteilt. Besonders gut hat mir gefallen, dass ein jedes Kapitel mit einem (Zeitungs-)Artikel aus dem damaligen New York beginnt, in welchem kurz und knapp ein Problem der arbeitenden Bevölkerung beschrieben werden, etwa hygienische Mängel, Krankheiten, die Kartoffelfäule oder die damalige Hungersnot in Irland.
Mein Fazit
„Der Teufel von New York“ ist ein absolut gelungener historischer Thriller, der nicht nur einen spannenden Kriminalfall beinhaltet, sondern sich auch gekonnt mit den Anfängen des berühmt berüchtigten NYPD (New York Police Department) beschäftigt. Neben der eigentlichen Haupthandlung werden mithilfe einiger Nebenstränge Probleme der New Yorker Unterschicht thematisiert und dem Leser näher gebracht. Dabei spielen auch Themen wie Rassismus und „Wahlbeeinflussung“ eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Besonders auf die Einwanderungswelle der Iren und die daraus resultierenden Probleme, ausgelöst durch eine Hungersnot, werden in diesem Buch dargelegt. Dabei liegt der Fokus auch besonders auf den politischen Spannungen, die New York zu einem wahren Pulverfass werden ließen.
Ich lese wirklich leidenschaftlich gern Bücher, die im 19. Jahrhundert spielen und sich nicht nur mit der „Upper Class“, sondern auch mit den wirklichen Problemen der arbeitenden Bevölkerung und Unterschicht beschäftigen. Auch wenn mich die damalige Zeit wirklich fasziniert und ich, sollten Zeitreisen irgendwann einmal möglich werden, sicherlich zu allererst diese Epoche anstreben würde, bin ich nichtsdestotrotz unglaublich froh in einer anderen Zeit geboren zu sein. Führt man sich allein das harte Leben der arbeitenden Bevölkerung und die hohe Mortalitätsrate vor Augen, so musste ich wirklich einige Male schlucken. Besonders gefallen hat mir in diesem Zusammenhang, dass die Autorin auch auf die damalige Gaunersprache „Flash“ eingegangen ist und diese ebenfalls in die Handlung und Dialoge mit eingearbeitet hat. Zu diesem Zweck findet der Leser im hinteren Teil des Buches eine kleine Vokabelliste.
Auch auf das Schicksal vieler Waisenkinder wird in diesem Buch eingegangen und behandelt. An dieser Stelle möchte ich jedoch nicht zu viel verraten, da dies eng mit der Handlung verwoben ist. In meinen Augen hat sich das Buch etwas an der düsteren „Jack the Ripper Stimmung“ bedient, dies führte jedoch nur dazu, dass ich es nur umso lieber gelesen habe. Oft hatte ich das unmittelbare Gefühl die spannungsgeladene und düstere Stimmung New Yorks mit den Händen greifen zu können.
Insgesamt hat mir dieses Buch ausgesprochen gut gefallen. Der Leser bekommt hier eine spannende und mitreißende Story geboten, die vor einem gut recherchierten geschichtlichen Hintergrund spielt. Diese Aspekte werden von einem handlungsnahen Schreibstil und tollen überzeugenden Charakteren untermauert. Auch das Ende hat mir gut gefallen, auch wenn ich auf den letzten Seiten doch schon einige Dinge haben erahnen können. Dennoch muss ich sagen, dass mich die endgültige Auflösung dann schlussendlich doch überrascht hat, hier hätte man aber trotzdem das Potential noch weiter ausschöpfen und umsetzen können. Alles in allem bekommt der Leser hier einen schaurig schönen Roman mit einem tollen Cover aus dem 19. Jahrhundert geboten, der nicht nur Liebhaber dieses Genres einige schöne Lesestunden bescheren wird. Klare Leseempfehlung mit 4/5 Punkten.
Gesamtbewertung
3 Kommentare
Hallo!
Mir hat das Buch auch sehr gut gefallen und ich freue mich auf den Nachfolgeband. Nur mit diesem Slang habe ich mir etwas schwer getan.
Liebe Grüße,
Nicole
Hallo Nicole,
mit dem Slang hast Du Recht, ich hatte auf den ersten Seiten auch so meine „Probleme“ damit und habe sehr viel hinten im Übersetzungsteil nachgeschaut. Soweit ich weiß erscheint in Kürze sogar noch ein dritter Band.
Lg 🙂
Huhu!
Grade auf lovelybooks gesehen, dass du auch einen Blog hast!
Das Buch fand ich klasse und Band 2 ist genauso gut. Und ja, der dritte erscheint im Februar nächstes Jahr, da freu ich mich auch schon sehr drauf 🙂
Liebste Grüße, Aleshanee