Historische Romane, Meine Empfehlungen

Die Erfindung der Flügel – Sue Monk Kidd

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Autor: Sue Monk Kidd

Verlag: btb (Verlagsgruppe Random House)

Seitenzahl: 419

Preis: 19,99€

ISBN: 978-3-442-75485-4

Erscheinungsdatum: 19.01.2015

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Handlung

Die elfjährige Sarah Grimké ist die wohlbehütete Tochter eines reichen Richters und Sklavenhalters aus Charleston. Zu ihrem elften Geburtstag erhält sie die zehnjährige Hetty als Geschenk, welches sie am liebsten ablehnen würde. Zwischen den beiden ungleichen Mädchen entsteht eine Freundschaft und schließlich bringt Sarah Handful, wie Hettys richtiger Name lautet, schließlich das Lesen bei. Beide Mädchen hegen in den tiefen ihrer Herzen den gleichen Wunsch; sie sehnen sich nach Freiheit. Sarah möchte entgegen der damaligen Konventionen einen Beruf erlernen und wie ihr Vater und Bruder das Richteramt anstreben. Handful dagegen wünscht sich nichts sehnlicher als ihre Befreiung aus der Sklaverei, und so beginnen beide Mädchen gegen das Weltbild zu rebellieren und gegen ihre Fesseln zu kämpfen.

Ich lese sehr gerne historische Romane und interessiere mich besonders für die Zeit der amerikanischen Kolonien und der Sklaverei in den Südstaaten. Klassiker wie „Onkel Toms Hütte“ sind dabei natürlich ein absolutes Muss. Nachdem ich vor einigen Wochen „Der Himmel über Alabama“ gelesen hatte und von der Geschichte absolut begeistert war, freute ich mich umso mehr, als ich „die Erfindung der Flügel“ in der Bibliothek meines Vertrauens entdeckte. Eins sei gleich vorab gesagt: Wem Bücher wie „Der Himmel über Alabama“ gefallen haben, der ist auch bei diesem Buch an der richtigen Adresse!

 

Charaktere

Die beiden Protagonisten des Buches sind die wohlhabende weiße Sarah Grimké und ihr Dienstmädchen und Sklavin Handful. Beide Figuren werden von der Autorin mit viel Liebe zum Detail beschrieben, sodass ich mir die Figuren wirklich lebhaft nach der Beschreibung in meiner Fantasie ausmalen konnte.

Sarah ist zu Beginn des Buches elf Jahre alt und eher schüchtern. Sie hat zudem eine leichte Sprachstörung, welche durch ein Kindheitstrauma als Kleinkind ausgelöst wurde. Trotz ihrer Jugend, ihrer Erziehung und der Tatsache, dass ihre Familie bereits seit Jahrzehnten Sklaven besitzt, empfindet sie bereits in jungen Jahren eine entschiedene Abneigung gegen die Sklaverei. Indem sie Handful das Lesen beibringt und schließlich in einer Schule für „Schwarze“ den Schülern das ABC beibringt äußert sie bereits als Kind Kritik an den herrschenden Konventionen. Als Sie mit zwölf Jahren Patin ihrer kleinen Schwester Angelina wird, zeigt sie auch dieser die Abscheulichkeiten der Sklaverei auf. Gemeinsam werden diese beiden Schlüsselfiguren im Kampf gegen die Sklaverei und der Gleichstellung von Mann und Frau.

Handful ist eine Sklavin auf dem Anwesen des Grimkés und ein Jahr jünger als Sarah. Bereits in jungen Jahren wird Sie Sarahs Dienstmädchen und zwischen den beiden entwickelt sich eine Freundschaft, die die Grundlage für lebenslange Verbundenheit bildet. Wie auch Sarah wünscht sich Handful nichts sehnlicher als die Freiheit. Handfuls wird von ihrer Mutter zu einem selbstbewussten Mädchen erzogen, welches nur dem Schein nach Demut und Akzeptanz für ihr Dasein und ihre Rolle empfindet und immer öfter die Möglichkeit findet aufzubegehren.

 

Schreibstil

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und sehr angenehm zu lesen, man kann das Buch förmlich nicht mehr aus der Hand legen. Die Kapitel der Bücher schildern abwechselnd das Geschehen aus Sarahs und Handfuls Perspektive, dafür verwendet die Autorin die Ich-Persepktive. Dennoch hatte ich als Leser das Gefühl noch einigen Abstand zur Handlung zu haben. An sich ist das Buch neben den Kapiteln in mehrere Teile gegliedert, welche jeweils die genauen Jahreszahlen des Geschehens ausweisen.

 

Mein Fazit

Nachdem ich zu diesem Thema bereits einige andere Bücher gelesen habe, habe ich wieder einen Roman gefunden, welchem ich noch viele weitere Leser wünsche. Bis auf einige kleine Schwächen hat es mir auch wirklich gut gefallen. Mithilfe des Nachworts der Autorin und einigen eigenen Recherchen konnte ich herausfinden, dass es Sarah und Angelina Grimké tatsächlich gegeben hat und dieser Roman mit einigen Abweichungen und Ergänzungen tatsächlich deren Leben nachempfunden ist.

Besonders in der zweiten Hälfte des Buches werden die Schilderungen aus Handfuls Sichtweise weniger und kürzer, die Handlung beschäftigt hauptsächlich mit dem Kampf Sarahs und Angelinas gegen die Sklaverei und schließlich auch gegen die Unterdrückung der Frau. Die Autorin schildert überzeugend den Kampf der Quäker gegen die Sklaverei und die inneren Zerwürfnisse, die entstehen als Sarah und Angelina es wagen nicht nur für die Befreiung der Sklaven, sondern auch für die Gleichstellung dieser und die Gleichstellung der Geschlechter einzutreten.

Dennoch verliert der Leser Handful nicht ganz aus den Augen, sondern erfährt „immer mal wieder so zwischendurch“ wie es ihr ergeht. Nicht ganz so gelungen finde ich hingegen die zeitliche Aufteilung, der sich die Autorin in diesem Roman bedient. Die Handlung des Buches erstreckt sich über einen Zeitraum von 35 Jahren von 1803-1838. Grundsätzlich finde ich diese Idee  gut, dennoch war die Umsetzung einiger großer Zeitsprünge nicht wirklich optimal, diverse Handlungen endeten abrupt. Das Cover finde ich zwar ganz ansprechend, allerdings hätte man es in Bezug auf die Handlung vielleicht auch etwas passenderes finden können.

Abschließend spreche ich für diesen Roman eine klare Leseempfehlung aus. Besonders gefallen hat mir natürlich, dass es sich bei den Romanfiguren um reale Verfechter der Sklaverei handelt und auch der Kampf gegen die Unterdrückung der Frau eine Rolle spielt. Sarah und Angelina waren Vorreiter großer Sklavereigegner und ich finde es großartig, dass ihre Geschichte, auch wenn sie sich sicherlich in einigen Punkten zum Geschehen des Buches unterscheidet, in Form eines Romans einem großen Teil der Leserschaft näher gebracht wird.  Auch Handful/Hetty hat es wirklich gegeben, auch wenn die Abweichungen zur Realität hier etwas größer sind als es bei den Grimké Schwestern der Fall ist. Ich vergebe 4,5/5 Punkten.

 

Gesamtbewertung

Gesamtbewertung4.5

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2 Kommentare

  • Beantworten HibiscusFlower 31. Mai 2016 at 13:36

    Hallo 😉
    Dieses Buch werde ich gleich zu Beginn des neuen Monats lesen.
    Nach deiner sehr ansprechenden Rezension freue ich mich richtig darauf. 😉
    Liebste Grüße, Hibi

    • Beantworten Jasmine 3. Juni 2016 at 14:58

      Ich kann es Dir wirklich nur empfehlen, es ist klasse!
      Ganz liebe Grüße 🙂

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