Autor: Guinevere Glasfurd
Verlag: List Verlag (Ullstein Buchverlage)
Seitenzahl: 432
Preis: 18,00€
ISBN:13 9783471351239
Erscheinungsdatum Erstausgabe: 07.08.2015
Handlung
Helena Jans van der Strom lebt im Jahre 1640 in Amsterdam und arbeitet schon bald als Magd für einen Buchhändler, denn wie nicht viele andere kann sie Lesen und Schreiben. Sie ist fasziniert von ihrem neuen Herren, der sich schon bald als aufgehender Stern an Europa Philosophenhimmel entpuppt, René Descartes. Doch auch Helena entspricht nicht unbedingt dem Frauenbild des 17. Jahrhunderts. Mit offenen Augen nimmt sie ihre (Um)Welt war und entwickelt eigene Gedanken und Ansichten. So kommt es, dass auch Descartes sich ihrem Charme nur schwer entziehen kann. Schon bald verlieben sich die beiden, trotz religiöser und gesellschaftlicher Unterschiede.
Descartes gilt als einer der größten Denker aller Zeiten, dennoch habe ich in all meinen Lesejahren noch keinen Roman gelesen, in dem er aktiv als (Haupt-)Figur behandelt wurde. Als ich von dem Buch „Worte in meiner Hand“ hörte und es kurz darauf ebenfalls durch einen Gewinn bei mir einziehen durfte, habe ich mich natürlich sehr gefreut.
Cover
Das Cover ist sehr ansprechend gestaltet und lässt durch Motiv und Farbgestaltung auf einen tiefgründigen und philosophischen Roman hoffen.
Schreibstil
Der Schreibstil in diesem Roman ist anspruchsvoll, die Sprache auf einem unbestrittenem höheren Niveau. Besonders die Darstellung der Charaktere fand ich sehr gelungen und überaus real umgesetzt. Mit ihrem Sinn für Details versetzt die Autorin den Leser gekonnt in das Amsterdam des 17. Jahrhunderts und ermöglicht dem Leser dabei einen höchsten literarischen Lesegenuss der Extraklasse.Der Leser erlebt die Handlung ausnahmslos aus der Ich-Perspektive der Protagonistin. Einen ausgeprägten Spannungsbogen sollte man dabei jedoch nicht erwarten, da sich besonders der Schreibstil eher auf die Figurenbezeichnungen, Detailtreue und literarische Tiefgründigkeit fokussiert um den Leser zu fesseln als dies mithilfe von Spannungselementen umzusetzen.
Charaktere
Protagonistin ist die zu Beginn der Handlung 17 jährige Helena Jans van der Strom, welche als Magd in den Diensten René Descartes steht. Trotz ihres sanften Gemüts entspricht Helena nur wenig dem Frauenbild des 17. Jahrhundert. Geprägt von Wissensdurst, Intelligenz und dem Bedürfnis nach eigenen Gedanken lernt der Leser schon zu Beginn der Handlung eine außergewöhnliche junge Frau kennen, die sich über die Konventionen und Verhaltensweisen ihrer Zeit hinweg setzt. Die detailreiche und einfühlsame Beschreibung der Autorin im Hinblick auf die Charakterzüge Helenas runden das Profil der Protagonistin ab und erschaffen so eine überaus angenehme literarische Figur, die den Leser unvoreingenommen in seinen Bann zieht.
Eine weitere Hauptfigur der Handlung ist René Descartes, einer der größten Denker der damaligen Zeit. Auch wenn es sich bei Descartes nicht um den Protagonisten des Romans handelt nimmt er doch eine unbestrittene Schlüsselfigur ein. Auch hier wird die Figur des Descartes mit viel Liebe zum Detail von der Autorin dargestellt. Der Leser erlebt Descartes hier aus den Augen Helenas, was für mich zu Folge hatte, dass ich das Gefühl hatte Descartes ein wenig voreingenommen zu betrachten.
Mein Fazit
Im Vorfeld sollte man sich darüber im Klaren sein, dass es sich bei dem Roman „Worte in meiner Hand“ nicht um einen Tatsachenroman handelt. Geschickt werden hier Fakten und Fiktionen um die Person Descartes aus der Perspektive Helenas von der Autorin miteinander verwoben, wobei der Leser im Nachwort sehr detailliert darüber aufgeklärt wird, welche der im Buch behandelten Geschehnisse historisch belegten Tatsachen entsprechen und welche der Fantasie der Autorin entspringen.
Auch erwartet den Leser hier kein großer Spannungsbogen. Vielmehr lebt der Roman von seinem literarischen und tiefgründigen Schreibstil, den außergewöhnlichen Figuren und dem Detailreichtum der Autorin. Auch sei gesagt, dass hier nicht unbedingt Descartes, sondern seine Magd Helena und ihre Sichtweisen (bezüglich Descartes) im Fokus stehen. Im Zentrum steht dabei die (Liebes-)Geschichte um Descartes und Helena, die nicht nur für den Leser einige Überraschungen bereit hält. Es handelt sich hierbei nicht um eine biografische Erzählung zur Persönlichkeit Descartes, sondern der Leser erlebt den großen Denker hier aus den Augen Helenas und erhält so, meiner Meinung nach, einen unvergleichlichen Einblick in das Privatleben Descartes und seiner Persönlichkeit wie es gewesen sein könnte.
Mir hat der Roman wirklich sehr gut gefallen und zählt bisher unbestritten zu meinen Lesehighlights 2015. Die wunderbaren Figuren, besonders die Protagonistin Helena, haben mich dabei regelrecht in ihren Bann geschlagen, der Schreibstil ist dabei ein unbestrittenes, literarisches Vergnügen. Mein einziger Wermutstropfen ist, dass der Leser die Handlung ausnahmslos aus der Ich-Perspektive der Protagonistin Helena erlebt. Dadurch hatte ich, gerade in Bezug auf die Figur Descartes, das Gefühl diesen ein wenig voreingenommen zu betrachten. Mehr als einmal habe ich mir einen Einblick in seine Sichtweise und Gedanken gewünscht, um Situationen besser einschätzen zu können, da dieser Charakter ja einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die Handlung inne hat und mir Descartes so zwischenzeitlich ein wenig zu einseitig beleuchtet vorkam.
Alles in allem ist „Worte in meiner Hand“ jedoch ein wunderbarer, literarischer Liebesroman, der sich auf jeden Fall gekonnt von der Masse an Historischen- und Liebesromanen absetzt. Absolute Leseempfehlung für diese unkonventionelle Romanze im 17. Jahrhundert! Insgesamt vergebe ich 4,5/5 Punkten.
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