Kinderbücher

Der Fall des verschwundenen Lords – Nancy Springer

Autor: Nancy Springer

Verlag: Knesebeck Verlag

Preis: 15,00€

ISBN: 978-3-95728-260-6

Seitenzahl: 192

Erscheinungsdatum Erstausgabe: 20.03.2019

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Handlung

England im Jahre 1888: Enola ist die spätgeborene Schwester der berühmt-berüchtigten Brüder Mycroft und Sherlock Holmes. Anders als ihre prominenten Familienmitglieder lebt sie nicht in London, sondern abgeschieden mit ihrer Mutter auf dem alten Familienanwesen. Als ihre Mutter plötzlich verschwindet und Enola allein zurück bleibt, begegnet sie nach vielen Jahren ihren Brüdern wieder. Während diese über den Verbleib ihrer Mutter beratschlagen und was nun mit Enola geschehen soll, entdeckt diese geheime Botschaften, die ihre Mutter ihr hinterließ. Als sie schließlich in ein Internat geschickt werden soll, hat das Mädchen andere Pläne und findet sich plötzlich kopfüber im Fall des verschwundenen Lords wieder und macht dabei ihrem Namen Holmes alle Ehre!

Cover

Ach, das Cover ist eine Augenweide. Mir gefallen die Rottöne im Zusammenspiel mit den schwarzen Zeichnungen überaus gut, die ganze Aufmachung sticht ins Auge. Vom Cover her vermutet man ein Kinderbuch, was es von der Altersangabe her ja auch ist,  und ich bin ganz begeistert, wie das Thema Sherlock Holmes visuell für ein Kinderbuch adaptiert und umgesetzt wurde.

Charaktere

Enola ist eine absolut liebenswerte und sympathische Protagonistin, welche das Herz des Lesers schnell erobert und ihrer Zeit als Frau weit voraus ist.  Mit viel Witz, Charme und Intelligenz stellt sie sich den Herausforderungen und führt dabei nicht nur ihre Gegenspieler, sondern auch ihre Brüder gekonnt an der Nase herum.

Nicht ganz so sehr begeistern konnte mich hingegen die Figur des Sherlock Holmes. Auch wenn dieser in diesem Band (noch?) nicht viel Raum einnimmt, bin ich etwas wehmütig, wenn ich an die „Aufmachung“ des Charakters denke. Den ursprünglichen Sherlock Holmes habe ich als  gesellschaftlich ungeschickt und unkonventionell kennengelernt. Umso verwunderlicher fand ich es, dass der Sherlock Holmes aus Enolas Geschichte sich schockiert über ihren undamenhaften Kleidungsstil und die Belesenheit Enolas zeigt. Von Sherlock Holmes habe ich eigentlich nicht erwartet, dass er sich an einem damals in dieser Beziehung sehr unkonventionellem Verhalten stört. Auch habe ich während der Handlung die berüchtigte Genialität vermisst.

Schreibstil

Der Leser erlebt die Handlung aus der Sicht Enolas in der Ich-Perspektive. Dies erlaubt wunderbare Einblicke in die Gedankenwelt der Protagonistin und das Gefühl, wirklich dabei zu sein. Der Schreibstil ist angenehm und flüssig, sodass man wunderbar im Geschehen abtauchen kann. Der Schreibstil ist zwar einfach gehalten, erinnert jedoch nicht übermäßig an ein Kinderbuch, sodass hier sowohl kleine als auch große Leser voll auf ihre Kosten kommen. Besonders gefallen haben mir die gewitzten Dialoge zwischen Enola und dem kleinen Lord.

Mein Fazit

„Der Fall des verschwundenen Lords“ ist eine gelungene Sherlock Holmes Adaption für Kinder mit einer ganz eigenen Protagonistin. Dabei wurde die Sherlock Holmes Stimmung bewahrt, jedoch dem Ganzen eine eigene Note beigefügt. Sowohl jüngere als auch ältere Leser kommen dabei ganz auf ihre Kosten.

Bei dem Auftakt dieser mehrreihigen Kinderbuchreihe wurde viel Zeit darauf verwendet die Figuren vorzustellen. Im Falle von Enola ist das sehr gut gelungen, während mir Sherlock und Mycroft Holmes nach wie vor noch zu oberflächlich erscheinen. Dementsprechend setzte der eigentliche Handlungsstrang um den verschwundenen Lord erst ab der Hälfte des Buches ein, weshalb mir an einigen Stellen etwas Tiefe in der Handlung gefehlt hat. Ich vermute aber, dass sich dieser Aspekt in den nachfolgenden Bänden etwas relativieren wird.

Besonders gut gefallen hat mir außerdem, dass Enola nicht nur mit der oberen Schicht, sondern auch mit den Armutsvierteln Londons in Berührung gekommen ist und dies auch im Prolog nochmal aufgegriffen wurde.

Auch die Codes haben richtig zum mitraten animiert und die Tatsache, dass ein solcher Code im Epilog nochmal erläutert wird, dürfte vor allem jüngere Leser begeistern. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie auf diesem Wege geheime Nachrichten á la Holmes besonders unter den jüngeren Lesern verbreitet werden.

Insgesamt bin ich von diesem Kinderbuch wirklich begeistert und freue mich schon auf die kommenden Bände. Ein Muss für jeden kleinen (und großen) Sherlock Holmes Fan!

Bewertung

Ich vergebe 4/5 Punkten.

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