Autor: James Carol
Verlag: DTV
Seitenzahl: 320
Preis: 9,95€
ISBN: 978-3-423-21595-4
Erscheinungsdatum Erstausgabe: 01.07.2015
Handlung
Jefferson Winter ist ein überdurchschnittlich intelligenter FBI-Profiler, der durch das gesamte Land von Fall zu Fall reist um grausame Serientäter zur Strecke zu bringen. Schließlich wird er in eine Kleinstadt in Louisiana gerufen, denn dort treibt ein perfider Killer ein Unwesen. Ohne erkennbares Motiv wird ein Anwalt der Kleinstadt von diesem entführt und mit Benzin übergossen – und anschließend ohne jegliche Gefühlsregung angezündet. Diese grausame Tat wird vom Mörder aufgezeichnet und via Internet in der ganzen Welt verbreitet. Jefferson ermittelt, denn der Countdown auf der Internetseite zeigt noch 13 Stunden an, bis das nächste Opfer dran glauben soll…
Ich lese unglaublich gerne spannende Thriller, bei denen man während des Lesens auch ja zweimal kontrolliert, ob die Wohnungstür auch wirklich abgeschlossen und alle Fenster verriegelt sind. Umso mehr habe ich mich natürlich gefreut, als ich „Watch Me“ im Rahmen einer Buchverlosung gewonnen habe, versprach doch der Klapptext jede Menge Spannung und Nervenkitzel. Im Vorfeld möchte ich mich noch einmal für dieses Exemplar bedanken.
Charaktere
Protagonist der Handlung ist der intelligente und talentierte Profiler Jefferson Winter. Winter wird als sehr eigensinniger Mensch beschrieben, der zwar nicht unbedingt als sozial inkompetent eingestuft wird, jedoch, bis auf die Arbeitszeit/Arbeitswelt doch eher das Alleinsein genießt.
Äußerlich würde er auf mich wahrscheinlich eher wie ein schräger Vogel und keinesfalls wie ein Profiler wirken. Mit langen weißen Haaren, doch erst Mitte 30 und jeder Menge Rocker T-Shirts, wirkt er auf mich eher wie ein schlechter Versuch ein wenig Innovation in einen soliden Thriller mit einzubeziehen. Familie hat er keine, zudem ist er der Sohn eines verurteilten Serienkillers, was dem Leser ein wenig als die „geheime“ Zutat zum Superprofiler verkauft wird.
Die Schlussfolgerungen, die Winter während des gesamten falls zieht, sind für mich leider meistens nicht wirklich schlüssig. Diese hatten auf mich eher den Eindruck, als würde er sich einen Erdbeerkuchen anschauen und plötzlich Zeitreisen ermöglichen, so „überraschend“ kamen für mich seine plötzlichen Erkenntnisse, die zumindest ich meist überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Insgesamt konnte mich die Figur nicht wirklich überzeugen, weder von der Persönlichkeit, noch von der „Arbeitsweise“. Auch konnte ich keine wirkliche Sympathie zu dieser Figur aufbauen, da er bereits auf recht stumpfe Weise direkt zu Beginn des Buches von der Autorin als „jüngster und erfolgreichster Profiler“ seiner Zeit deklariert wurde, ahja.
Winter wird in seinen Ermittlungen von einem sehr frischen Mitglieder, Taylor, der örtlichen Polizei unterstützt. Dieser gibt sich zunächst als der gutherzige, jedoch etwas dümmliche Riese. Winter bemerkt jedoch sehr schnell, dass dies nur Fassade ist und fordert bei dessen Vorgesetzten die Unterstützung Taylors bei den Ermittlungen. Taylor ist, zumindest für mich, die wohl sympathischste und gleichzeitig auch die authentischste Figur des ganzen Romans. Gemeinsam mit seiner Freundin Hannah, die als Besitzerin der Pension in welche Winter unterkommt, natürlich aufgrund einer zweifelhaften „Begabung“ ebenfalls von diesem zu den Ermittlungen hinzugezogen wird.
Schreibstil
Der Schreibstil der Autorin ist angenehm und flüssig zu lesen, doch recht unspektakulär. Ich konnte mich zwar einigermaßen gut in die Story einfinden, doch hätten „Spannungsmomente“ sicherlich mit mehr Nervenkitzel beschrieben sein können. Manchmal hätte ich mir in diesem Zusammenhang einen „anschaulicheren“ Schreibstil gewünscht. Ansonsten war die Handlung in einfach Kapitel unterteilt und aus der Perspektive Winters geschildert.
Mein Fazit
„Watch Me – Ich werde es nie wieder tun“ verspricht dem Leser in meinen Augen mehr als er schlussendlich erhält. Die Grundidee der Geschichte gefällt mir wirklich gut und auch das Ende, und damit die Auflösung, kam für mich doch irgendwie überraschend.
Leider scheiterte die gute Idee etwas an der Umsetzung. In meinen Augen liegt dies hauptsächlich an den eher wenig überzeugenden Charakteren, allen voran dem Protagonisten Jefferson Winter. Die Ermittlungen Winters, allen voran seine Spekulationen und Erkenntnisse, kamen mir vor allem im ersten Teil des Buches oft vor als wären sie an den Haaren herbei gezogen, besonders wenn die Erklärung mit einem Bauchgefühl begründet wurde. Die Geheimzutat, die Winter in den Augen der Geschichte zu einem solch erfolgreichen Profiler machen soll, ist der wegen mehrfachen Mordes hingerichtete Vater. Die genetische Verwandschaft und damit Winters dargestelltes genetisches „Potential“ (in Ermangelung eines besseren Begriffes, der mir gerade nicht einfallen möchte) ebenfalls wie ein Serienkiller zu denken, sollen hier als Erklärung anscheinend oftmals herhalten.
Auch das Verhalten vieler weiterer Personen erschien mir oftmals nicht ganz nachvollziehbar. Bedenkt man, dass ein Serienkiller dort sein Unwesen treiben soll, so finde ich, dass die Polizei die Dinge dafür zwischenzeitlich doch sehr entspannt angegangen ist. Im Gegenzug führen dann zwischenzeitlich mehrere plötzliche Zufälle, die doch recht simpel gehalten wurden, doch zu einem recht passablen Ermittlungsfortschritt.
Natürlich gibt an diesem Buch auch (wenige) Dinge, die mir ganz gut gefallen haben. Allem voraus muss ich sagen, dass ich bis zum Schluss nicht wirklich den eigentlichen Hintergrund der Mordserie geahnt habe. Der Schluss des Buches, oder zumindest die Auflösung, ist ganz gut gemacht und ich denke dort werden die meisten Leser etwas überrascht sein. Auch hat mir gut gefallen, dass der Leser zwischenzeitlich doch noch aufs Glatteis geführt wurde. Darauf möchte ich hier jedoch nicht näher eingehen, da dies zu eng mit der eigentlichen Handlung verwoben ist, die ich hier keinesfalls vorweg nehmen möchte.
Zusammenfassend ist dies ein eher (unter-)durchschnittlicher Kriminalroman, von welchem ich ehrlich gesagt mehr erwartet habe. Das Cover hat mich wirklich angesprochen, in Bezug auf die Handlung finde ich es ausgesprochen gut gewählt. Ich benutze hier bewusst nicht das Wort Thriller, da mir dort noch etwas gefehlt hat. Mit dem Buch bin ich leider nicht ganz warm geworden. Trotzdem hat der Autor es trotz offensichtlicher Mängel in der Umsetzung und eher durchschnittlichen Figuren geschafft mich so in der Handlung zu behalten, dass ich das Buch doch recht rasch gelesen hatte (auch ein wenig um endlich zum Ende zu kommen). Man sollte von diesem Buch nicht zu viel erwarten, doch ich bin mir sicher, dass es vielen Lesern trotzdem einige unterhaltsame Lesestunden bereiten wird. Ich vergebe 2,5/5Punkten.
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