Dystopie

Die Stadt der verschwundenen Kinder – Caragh O’Brien

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Autor: Caragh O’Brien

Verlag: Heyne

Seitenzahl: 464

Preis: 16,99€

ISBN: 978-3-453-528000-0

Erscheinungsdatum: 24.01.2011

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Handlung

Gaia Stone ist 16 und wie ihre Mutter Hebamme der dritten westlichen Sektors von Wharfton. Jeden Monat gilt es für diese Frauen eine Quote zu erfüllen – sie müssen die ersten drei geborenen Babys einer jenen Hebamme den Müttern wegnehmen und vor zur Mauer bringen. Dort werden die vorgebrachten Babys in eine bessere Gesellschaft integriert, denn in Wharfton ist alles streng rationiert und das Leben oft ein Kampf ums überleben. Die vorgebrachten Kinder sollen den Genpool in der Stadt jenseits der Mauer vielfältig zu halten. Auch Gaia fügt sich diesem Gesetz, zu groß ist die Angst vor dem Protektor und der Enklave. Doch dann werden Gaias Eltern, welche selber zwei Söhne an die Enklave verloren haben, verhaftet. Gaia beginnt die Methoden der Enklave zu hinterfragen und macht sich auf die Suche jenseits der Mauer. Sie lernt den gleichfalls attraktiven wie gefährlichen Leon kennen. Gemeinsam versuchen Sie das Rätsel der verschwundenen Kinder zu lösen und stechen dabei in ein Wespennest…

In der letzten Zeit bin ich immer mal wieder auf der Suche nach guten Dystopien. Da mich oft auch Romane begeistert haben, in welchem auch die Hebammenkunst ein Thema war, dies jedoch meist in Zusammenhang mit einem historischen Roman. Als ich nun durch Zufall auf diesen Roman, eine Dystopie mit etwas Hebammenkunst gestoßen bin, war ich wirklich sehr gespannt.

 

Charaktere

Protagonistin ist die 16 jährige Gaia Stone, welche wie ihre Mutter zu Beginn des Buches Hebamme ist. Anders als in den meisten Büchern wird Gaia nicht sofort als das hübsche Mädchen dargestellt, oder was in den vergangenen Jahren beinahe ebenso beliebt geworden ist, die „gewählte“ Außenseiterin, verkleidet als das Mädchen von nebenan, welches es trotzdem irgendwie schafft ständig im Mittelpunkt zu stehen und einen Märchenprinzen nach dem anderen zu ihren Verehrern zählen zu können. Durch einen Unfall in ihrer Kindheit ist Gaias rechte Gesichtshälfte mit einer hässlichen Narbe entstellt, welche sie oft zur Zielscheibe von Gespött machte. Anfangs bekommt man als Leser nicht so sehr viel von ihrem Charakter mit, sie erscheint allenfalls als ruhiges und fügsames Mädchen, überhaupt nicht wie eine Heldin. Dies ändert sich jedoch mit zunehmender Handlung, als sie beginnt die Strukturen ihrer Gesellschaft zu hinterfragen.

Leon ist zu Beginn eine augenscheinliche eher unwichtige Figur. Er wird zunächst als sehr glatt beschrieben, ich als Leser würde beinahe das Wort „kalt“ verwenden und man wird zunächst auch nicht wirklich schlau aus seinem Verhalten. Dennoch ist er für die ein oder andere Überraschung gut 😉

Neben diesen Figuren treten natürlich noch zahlreiche Nebencharaktere auf, zunächst sind dort weitere Bewohner aus Gaias Heimatdorf Wharfton, von außerhalb der Mauer, doch auch in der Höhle des Löwen rücken einige Bewohner in das Zentrum des Geschehens.

Eins darf in einem spannenden Roman natürlich keinesfalls fehlen: die Rolle des Bösewichts! Diese übernimmt hier der „Protektor“, er wird namentlich im Buch nur unter diesem Namen geführt. Er ist der Vorsitz der Enklave  und rechtfertigt seine Gräueltaten damit das Wohl der Menschheit erhalten zu wollen. Leider wird er charakterlich nicht weiter beschrieben, hier sehe ich für die Zukunft noch durchaus weiteres Potential

 

Schreibstil

Der Schreibstil der Autorin ist locker und flüssig. Das Buch liest sich angenehm und schnell, dennoch hätte ich mir an einigen Stellen eine detaillierte bzw anschaulichere Beschreibung der Situation gewünscht, um so Spannungsmomente intensiver erleben zu können. Die Autorin verwendete für ihre Handlung eine Beschreibung aus der Dritten Person, jedoch verfügt der Leser nicht über mehr Informationen als es auch die Protagonistin tut. Dies fand ich in diesem Zusammenhang einfach aber gut gewählt, jedoch gab es keine herausstechende oder einprägsame Besonderheiten beim Schreibstil.

 

Mein Fazit

In meinen Augen stellt „Die Stadt der verschwundenen Kinder“ eine gelungene Dystopie dar. Die Geschichte spielt ca 400 Jahre in der Zukunft und bettet in den eigentlichen Haupthandlungsstrang gekonnt detailliert Probleme ein, welche durch Ressourcenmangel in der Zukunft entstehen könnten. Die Autorin stellt mittels zweier unterschiedlicher Gesellschaft eine annähernde Klassengesellschaft her.

Die Story an sich hat mir gut gefallen, auch wenn ich denke, dass man sie an einigen Stellen mit mehr Hintergrunddetails noch etwas besser hätte umsetzen können. So wirkte die Geschichte manchmal doch ein klein wenig flach. Besonders spannend fand ich trotzdem die Einbettung der Hebammenkunst in eine Dystopie, auch wenn sich diese zumindest in diesem Teil beinahe nur zu Beginn der Geschichte eingliederte. An dieser Stelle hätte ich mir vielleicht doch noch etwas mehr erhofft.

Ich bin kein großer Fan von kitschigen Liebesgeschichten, doch die zarten Annäherungen zwischen Gaia und Leon waren in meinen Augen eine gekonnte Ergänzung zur eigentlichen Handlung.

Die Rolle des Bösewichts fand ich zwar gut gewählt, jedoch hätte ich mir die Figur des Protektors etwas präsenter und besser beschrieben gewünscht, so erschien sie mir doch noch ein klein wenig schwach und unspektakulär, nicht wirklich furchteinflößend. Alles in allem betrachte ich diesen Roman mit einem wirklich ansprechenden Cover jedoch als gelungenen Auftakt der Birthmarked Reihe und werde sicherlich in nächster Zeit Teil 2 („Das Land der verlorenen Träume“) und Teil 3 („Der Weg der gefallenen Sterne“) lesen. Klare Leseempfehlung für Fans guter Dystopien! Ich vergebe 3,5/5 Punkten.

Gesamtbewertung

Gesamtbewertung3.5

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1 Kommentar

  • Beantworten Sari 1. Mai 2015 at 15:28

    Sehr schöne Rezension 🙂 gut geschrieben und ich werde das buch auf jeden fall lesen !
    <3

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